2025 ist ein weiteres Jahr, in dem der AK-Wohlstandsbericht nur wenige positive Nachrichten zu vermelden hat: Um die nachhaltige Entwicklung von Wohlstand und Wohlergehen in Österreich steht es insgesamt schlecht. Die anhaltende Teuerung, handelspolitische Spannungen, Klimakrise und die steigende Ungleichheit lasten schwer auf dem Lebensstandard der Bevölkerung. Der AK-Wohlstandsbericht benennt die zentralen Herausforderungen und zeigt die nun notwendigen Lösungswege aus der Krise auf.
Unser Wohlstand sinkt weiter
Zum achten Mal analysiert die AK in ihrem jährlichen Bericht die Entwicklung von Wohlstand und Wohlergehen in Österreich. Er beurteilt die Entwicklung in fünf Dimensionen, die für den Wohlstand der Menschen von Bedeutung sind: (1) Gerecht verteilter materieller Wohlstand, (2) Vollbeschäftigung und gute Arbeit, (3) Hohe Lebensqualität, (4) Intakte Umwelt sowie (5) Gesamtstaatliche Stabilität. Dabei werden bei vier dieser fünf Bereiche Rückschritte oder klare Verfehlungen der Zielpfade verzeichnet. Nur beim Ziel „Intakte Umwelt“ – bei dem es im Vorjahr noch eine leicht positive Entwicklung gab – halten sich Fortschritte und Rückschritte die Waage. Der Handlungsbedarf der Regierung und die zu bewältigenden Herausforderungen sind enorm.
Große Herausforderungen in unsicheren Zeiten
Die neue Bundesregierung hat ein schwieriges Erbe angetreten. Die zentralen Problemstellungen haben sich im vergangenen Jahr kaum verändert. Aufgrund der langanhaltenden Teuerung bei Energie, Wohnen und Lebensmitteln können sich viele Menschen alltägliche Ausgaben kaum noch leisten. Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Die Budgetkonsolidierung verringert die Möglichkeit der öffentlichen Hand, durch Investitionen wirtschaftliche Impulse zu geben. Gleichzeitig wird der Bekämpfung der Klimakrise immer weniger Bedeutung beigemessen, obwohl die Folgen des Klimawandels immer stärker spürbar sind und die Kosten immer höher werden. Diese Gemengelage schafft ein Umfeld, das von Unsicherheit und Instabilität geprägt ist. Das wiederum drückt auf die Zukunftserwartungen und verschärft die Krise.
Das gilt es jetzt zu tun
Nur eine aktive, gestaltende Wirtschaftspolitik, die auf soziale Gerechtigkeit, einen leistungsfähigen, krisensicheren Sozialstaat, Klimaschutz und Innovation setzt, kann den Weg in eine stabile Zukunft mit hohem Wohlstandsniveau weisen. Die Bundesregierung muss die Wohlstandsverluste der vergangenen Jahre endlich wettmachen und mutige Maßnahmen ergreifen:
- Effektive Maßnahmen gegen die Teuerung
Zur Bekämpfung der hohen Preise bei Wohnen, Energie und Lebensmitteln braucht es zunächst eine Preistransparenzdatenbank entlang der Wertschöpfungskette, um Ursachen für Preisanstiege und die Preistreiber bei Lebensmitteln zu benennen. Eine Anti-Teuerungs-Kommission soll bei ungerechtfertigten Erhöhungen eingreifen. Zudem muss dem „Österreich-Aufschlag“ ein Ende gesetzt werden, denn es ist nicht nachvollziehbar, warum die gleichen Produkte in unseren Nachbarländern deutlich billiger angeboten werden. Um das Grundbedürfnis Wohnen leistbar zu machen, braucht es eine Ausweitung des Mietdeckels, klare Mietobergrenzen und ein Ende der Befristungen.
- Für einen starken Sozialstaat mit einer gerechten Finanzierung
Grundsätzlich ist in Österreich die Qualität der öffentlichen Infrastruktur und das Niveau öffentlicher Leistungen weiterhin hoch. Doch in vielen Bereichen der Grundversorgung zeigen sich wachsende Defizite, etwa beim leistbaren Wohnen oder im Gesundheits- und Bildungsbereich. Es braucht mehr sozialen Wohnbau, eine gezielte Stärkung der Gesundheitsvorsorge und eine Kindergrundsicherung. Letztere muss durch eine Kombination aus Geld- und Sachleistungen Kinderarmut wirksam bekämpfen, die Chancengleichheit aller Kinder stärken und soziale Teilhabe sicherstellen. Die Finanzierung all dessen muss durch einen gerechten Beitrag der Reichsten sowie der Konzerne erfolgen. Damit würde auch der enormen Vermögenskonzentration in Österreich Einhalt geboten.
- Bekämpfung der Klimakrise zur Priorität machen
Die neue Bundesregierung darf den Klimaschutz nicht aus den Augen verlieren. Nur mit einer grundlegenden Neuausrichtung unserer Wirtschaft können wir unsere Lebensgrundlagen und die der nachfolgenden Generationen sichern. Der Plan der AK für den sozialen und ökologischen Umbau enthält für alle Politikbereiche konkrete Strategien – von der Gebäudesanierung über den Ausbau sauberer Energieträger bis zur Transformation von Industrie und Landwirtschaft – und bettet diese in die notwendigen sozialen und gesellschaftlichen Reformen ein, etwa zur Stärkung sozialer Rechte in der Arbeitswelt und beim Ausbau sozialer Dienste.
- Arbeitsbedingungen verbessern und Qualifikation ermöglichen
Um der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, gilt es, die enormen Beschäftigungspotenziale zu nutzen, die etwa in einem erfolgreichen sozialen und ökologischen Umbau liegen. Menschen, die derzeit keine, zu wenig oder schlechte Arbeit haben, sollen für gute Arbeitsplätze qualifiziert und dorthin vermittelt werden. Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit müssen verbessert und die Mitbestimmung am Arbeitsplatz ausgeweitet werden. Alle Beschäftigten müssen von ihrer Arbeit gut leben und ihr Pensionsalter möglichst gesund erreichen können. Das AK-Konzept der gesunden Vollzeit ist eine wichtige Grundlage dafür und trägt zudem auch zu einer gerechteren Verteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit bei.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse des AK-Wohlstandsberichts 2025, der hier abrufbar ist.