Unsere Welt ist sehr ungleich – und wird es wohl auch noch lange bleiben

28. Dezember 2016

Daten zur globalen Einkommensverteilung zeigen, dass wir in einer Periode leben, in der die Ungleichheit auf der Welt zurückgeht. Es gilt aber auch festzuhalten: Die Ungleichheit ist sehr hoch und wird sich unter den gegenwärtigen Bedingungen nur langsam weiter verringern.

Die folgende Abbildung illustriert die weltweite Einkommensungleichheit in den Jahren 2003 und 2013. Die horizontale Achse zeigt die Position jedes einzelnen Menschen in der globalen Einkommensverteilung. Die logarithmisch skalierte vertikale Achse zeigt an, wie hoch das jährliche verfügbare Einkommen für diese Position ist.

Globale Einkommensverteilung, 2003 und 2013 (logarithmisch)

Dekoratives Bild © A&W Blog
Quelle: Tomas Hellebrandt & Paolo Mauro: The Future of Worldwide Income Distribution, Peterson Institute for International Economics Working Paper No. 15-7. Visualisierung: Max Roser via OurWorldInData.org. Lizenz: CC BY-SA 4.0 © A&W Blog
Quelle: Tomas Hellebrandt & Paolo Mauro: The Future of Worldwide Income Distribution, Peterson Institute for International Economics Working Paper No. 15-7. Visualisierung: Max Roser via OurWorldInData.org. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Wohlstandszuwächse und der Rückgang der Armut während dieser Periode sind beträchtlich. Die Einkommensgrenze der ärmsten 10% hat sich zwischen 2003 und 2013 von 260 auf 480 Internationale Dollar erhöht. Das Median-Einkommen hat sich fast verdoppelt (von 1.100 auf 2.010 Internationale Dollar). Das globale Durchschnittseinkommen lag 2013 bei 5.375 Internationalen Dollar, das ist etwa ein Drittel höher als im Jahr 2003. Der Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen fiel von 25% (2002) auf 11% im Jahr 2013.

Allerdings zeigen die Daten auch, dass die globale Einkommensungleichheit nach wie vor sehr hoch ist. Das wird deutlich, wenn man die vertikale Achse nicht wie in der ersten Abbildung logarithmisch, sondern linear darstellt.

Globale Einkommensverteilung, 2003 und 2013 (linear)

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Datenquelle: Tomas Hellebrandt & Paolo Mauro: The Future of Worldwide Income Distribution, Peterson Institute for International Economics Working Paper No. 15-7. Visualisierung: Max Roser via OurWorldInData.org. Lizenz: CC BY-SA 4.0 © A&W Blog
Quelle: Tomas Hellebrandt & Paolo Mauro: The Future of Worldwide Income Distribution, Peterson Institute for International Economics Working Paper No. 15-7. Visualisierung: Max Roser via OurWorldInData.org. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Menschen mit einem Einkommen von weniger als 480 Internationalen Dollar zählen zu den untersten 10%, zu den obersten 10% gehören Menschen mit einem Einkommen von mindestens 14.500 Internationalen Dollar – das ist das 30,2-fache des untersten Zehntels. Es ist aber wichtig darauf hinzuweisen, dass wir in einer Periode zurückgehender globaler Ungleichheit leben. Denn im Jahr 2003 lag dieser Faktor noch bei 37,6. Der Gini-Koeffizient ist auch gefallen, und zwar von 68,7 auf 64,9.

Es gilt jedoch auch festzuhalten: Die globale Ungleichheit wird sich unter den gegenwärtigen Bedingungen nur sehr langsam verringern. Das wird deutlich, wenn wir uns beispielsweise fragen, wie lange es unter verschiedenen Wachstumsannahmen dauern wird, bis die Einkommen von Menschen an der Schwelle zu den untersten 10% (480 int. Dollar) auf das Niveau der Schwelle zu den obersten 10% (14.500 int. Dollar) gestiegen sein werden. Dieses Einkommensniveau entspricht in etwa dem BIP-pro-Kopf-Level, ab dem in den meisten Ländern der Anteil der in extremer Armut lebenden Personen gegen 0% geht (mehr dazu hier).

Ein Wachstum von 2% ist in etwa die Rate, die die reichsten Länder der Welt während des letzten Jahrzehnts geschafft haben. Ärmere Länder konnten zwar höhere Wachstumsraten erzielen, diese lagen aber nur selten über 6%.

Selbst unter einem sehr optimistischen Wachstumsszenario würde es mehrere Jahrzehnte dauern, bis die Armen das Einkommensniveau der obersten 10% erreicht hätten. Wenn die Vergangenheit also ein guter Wegweiser für die Zukunft ist, wird die Welt noch für eine sehr lange Zeit sehr ungleich bleiben.

Dieser Beitrag wurde im – allgemein sehr empfehlenswerten – wirtschaftspolitischen Online-Magazin Makronom auf Deutsch erstveröffentlicht.