Das große Geschäft mit Vorbereitungskursen für Uni-Aufnahmetests

28. Juli 2015

Die Zugangsbeschränkungen an Universitäten haben sich zu einem lukrativen Geschäftsfeld entwickelt. Für StudienwerberInnen aus sozial schwächeren Schichten sind Anmeldegebühren, Kosten für Bücher zur Vorbereitung und vor allem teure Vorbereitungskurse eine große finanzielle Hürde.

Der einen Leid, der anderen Geschäft

Laut der Studie des Wissenschaftsministeriums zu § 124b-Fächern (Medizin, Veterinärmedizin, Publizistik, Psychologie) ist im Vergleich zu 2009 ein deutlicher Anstieg der Vorbereitungskosten zu sehen. Den höchsten Aufwand bestritten mit größtem Abstand die Medizinstudierenden,  über ein Drittel investierte mehr als 500 € in die Vorbereitung auf das Zulassungsverfahren.

In den kapazitätsbeschränkten Fächern nach § 14h (Architektur, Biologie, Informatik, Wirtschaft, Pharmazie) gibt es ebenfalls Aufnahmeverfahren, deren Vorbereitungskosten im Rahmen der Evaluation jedoch nicht erhoben wurden. Obwohl die Kapazitätsbeschränkungen erst seit 2013 in Kraft sind und mangels Kapazitätsüberschreitung vielfach ohnehin alle TestteilnehmerInnen aufgenommen wurden, gibt es auch hier kostenpflichtige Vorbereitungskurse.

Anhand einer stichprobenartigen Internetrecherche im Juli hat sich zu den Vorbereitungskurs-Angeboten für Uni-Aufnahmeprüfungen folgendes Bild ergeben:

  • Medizinkurse mit über 1.000 € am teuersten: Die mit Abstand meisten Angebote für Aufnahmetests gibt es in Wien. Vor allem zur Vorbereitung für Human- und Zahnmedizin bieten mehrere Anbieter Kurse an. In diesem Bereich sind auch die höchsten Kostenbeiträge, bis zu 1.008 € für einen Intensivkurs (100 Stunden & Simulationstest)  in Humanmedizin und 1.357 € für einen Intensivkurs in Zahnmedizin  zu bezahlen. Deutsche BewerberInnen lassen sich die von deutschen Lerninstituten beworbene Vorbereitung auf die österreichischen Medizin-Aufnahmeprüfungen sogar bis zu 2.300 € kosten.
  • Kostenpflichtige Vorbereitungskurse für fast alle Fächer mit Aufnahmetests: Insgesamt kann festgehalten werden, dass in ganz Österreich für fast alle Studienrichtungen, die mit einer Eingangs- bzw. Aufnahmeprüfung reguliert werden (vor allem für Biologie, Pharmazie, Wirtschaft), Kurse zur Aufbereitung von Prüfungsinhalten angeboten werden. Diese umfassen meist 6 – 7 Tageseinheiten bzw. 22 – 42 Vorbereitungsstunden sowie einen Simulationstest. Im Durchschnitt liegen die Kosten dafür zwischen 200 € und 400 €.  Ob sich diese Investition gelohnt hat, ist ziemlich fraglich, weil auch heuer wieder aufgrund der zu geringen Anzahl der tatsächlich zum Test angetretenen Personen ohnehin alle BewerberInnen aufgenommen wurden.
  • Kosten vor Studienbeginn: Anmeldegebühren, Bücher etc.  Bei etlichen Studien ist jedenfalls  mit „Fixkosten“ für Anmeldung und Vorbereitungsmaterialien zu rechnen. Bei Medizin gibt es  Anmeldegebühren in der Höhe von 110 €. Vielfach fallen auch für andere Studienrichtungen für benötigte Bücher oder Lernmaterialen weitere Kosten – im Schnitt ca. 40 € – an. Für die Fachrichtung Psychologie in Wien, Salzburg und Innsbruck sind beispielsweise für das benötigte Buch 50 € zu entrichten.

Unklar bleibt, inwieweit sich diese kostspieligen Investitionen von Seiten der StudienwerberInnen wirklich lohnen und wie hoch die Erfolgsraten der von Lerninstituten angebotenen Vorbereitungskurse tatsächlich sind. Anzumerken ist weiters, dass einige Bundesländer finanzielle Zuschüsse für die Kursteilnahme (vor allem für Medizin) gewähren. Im Burgenland werden sogar kostenlose Seminare zur Vorbereitung für den Medizin-Aufnahmetest angeboten.

Teure Vorbereitungskurse verstärken soziale Schieflage

Anmeldegebühren und Kosten für Vorbereitungsmaterialien sind finanzielle Hürden und ein abschreckendes Signal für Personen aus sozial schlechter gestellten Schichten.

Aufnahmetests führen darüber hinaus dazu, dass ein großer Druck auf junge Menschen bzw. deren Eltern entsteht, mithilfe kostspieliger Lernangebote die Chancen bei Uni-Aufnahmeprüfungen zu erhöhen. Profitieren tun jedenfalls die Kursanbieter und all jene, die sich diese „Nachhilfe“ auch leisten können. Wenn Aufnahmeverfahren in einem öffentlichen Hochschulsystem notwendig sind, müssen diese jedenfalls kostenfrei sein.

Es ist daher höchst an der Zeit, dass seitens des Wissenschaftsministeriums und der Hochschulen gegengesteuert wird. Die vorgeschlagenen Änderungen im Entwurf zur Novelle des Universitätsgesetzes, wonach die Aufnahmeverfahren zu keiner Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft führen dürfen und der Prüfungsstoff kostenlos zur Verfügung stehen muss, weisen in die richtige Richtung und werden hoffentlich bald umgesetzt.