Wie viel Risiko steckt im Leasingsektor?

26. September 2013

Jüngst häufen sich wieder die Negativschlagzeilen zum Leasingsektor. Die kolportieren Verluste bewegen sich im dreistelligen Millionenbereich. Angesichts dieser Tatsache drängt sich die Frage nach den Gefahren auf, die im 20 Mrd. Euro schweren Leasinggeschäft stecken und potenziell die Finanzmarktstabilität gefährden. Im Rahmen unserer kürzlich im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführten Studie kommen wir zum Schluss, dass die regulatorischen Vorschriften im Leasingbereich nach wie vor unzureichend sind. Auch wenn das interne Risikomanagement zum Teil freiwillig darüber hinausgeht, sind strengere gesetzliche Regelungen und mehr Transparenz wünschenswert.

Leasing ist kein „sicheres Geschäft“

Die häufig verbreitete Vorstellung, dass Leasing ein „sicheres Geschäft“ sei, da das Leasinggut als Wertsicherungsgegenstand vorhanden sei, kann sich schnell als illusorisch herausstellen. Während es in Deutschland etwa eine konkrete rechtliche Erfassung des Leasingsektors gibt (MaRisk), so wird dieser in Österreich nur über seine Zugehörigkeit zu einem Kreditinstitut erfasst. Damit wird zumindest der Großteil des Leasinggeschäftes direkt oder indirekt über die bestehende Bankenregulierung (Basel II, zukünftig Basel III) geregelt.

In weiten Bereichen wird der Sektor ähnlich wie das Kreditgeschäft behandelt. Dennoch gibt es im Detail einige nennenswerte Unterschiede: Bei hohen Restwerten und langen Restlaufzeiten ist Leasing vergleichsweise zum Kredit aus Sicht der Bank günstiger gestellt, da weniger Eigenmittel zu unterlegen sind. Generell zeigt sich auch für den Leasingsektor die Problematik von Basel II/Basel III. Die Gestaltungsspielräume sind oft recht hoch und damit (zum Teil auch als Konsequenz) die gesetzlich erforderlichen Eigenmittel gering.

Negativszenarien verdeutlichen die Gefahren

Anhand konkreter Szenarien wird dies gezeigt: Angesichts von 20% Zahlungsausfällen und eins Verfalls der betroffenen Preise der Immobilien um 30% reichen die Eigenmittel bei weitem nicht aus, um die entstehenden Verluste abzudecken. Immobilienblasen (und deren Platzen) in Osteuropa lassen da nichts Gutes erwarten. Ähnliches wird in einem weiteren realistischen Szenario für eine potenzielle Krise in der Bauwirtschaft festgestellt. Fallen hier etwa nur 15% der Leasingverträge für Baumaschinen aus und wird ein (angesichts der in einer Krise kaum gegebenen Verwertungsmöglichkeit) ein Wertverlust von 60% angenommen, so reichen auch in diesem Fall die gesetzlich vorgesehenen Eigenmittel keineswegs um die daraus entstehenden Verluste zu decken.

Es ist davon auszugehen, dass solche Szenarien im Leasingsektor häufig auch von Problemen im Kreditbereich begleitet werden. Sie können demnach Banken überfordern und die Finanzmarktstabilität gefährden. Damit bestünde die Gefahr, dass wieder die öffentliche Hand zur „Bankenrettung“ einspringen müsste.

Lösungsansätze

Als zentraler Lösungsvorschlag wird in der Studie festgehalten, dass die Regulierungen (Basel III) verschärft werden sollten, um den Finanzsektor besser gegen Risiken gewappnet zu machen. Neben höheren Eigenmitteln wird in diesem Zusammenhang eine Stärkung der Aufsichtsbehörden und mehr Transparenz als wichtig erachtet. Damit in Zusammenhang sollen Schwächen im Risikomanagementsystem des Leasingbereichs reduziert werden.

Das Fehlen eines umfassenden Bankeninsolvenzrechts (Moral Hazard Gefahr) wirkt sich auch für den Leasingsektor problematisch aus. Angesichts ausgeprägt pro-zyklischem Agierens im Leasinggeschäft wäre auch hier eine deutliche Priorisierung von langfristigen Strategien über den gesamten Zyklus der Leasinggeschäfte nötig. Damit soll anstelle einer kurzfristigen Shareholder-Value Optimierung, die zu verstärktem Eingehen von Risiken die erst in der längeren Frist schlagend werden führt, eine substanzielle Veränderung der Corporate Governance erfolgen.