Bei der staatlichen Finanzierung von F&E ist Österreich Spitze

14. September 2015

Immer wieder wird eine Ausweitung der Forschungsförderung für Unternehmen gefordert. Dabei liegt Österreich mit einem Anteil der staatlich finanzierten F&E-Gesamtausgaben von mehr als 1 Prozent am BIP an der Spitze aller Industrieländer. Dies ist keine Überraschung: Zum einen zählt Österreich OECD-weit zu den Spitzenländern betreffend F&E-Förderung des Unternehmenssektors und zum anderen werden auch die F&E-Aktivitäten des vorwiegend staatlich finanzierten Hochschulsektors überdurchschnittlich stark gefördert.

F&E-Ausgaben im internationalen Vergleich

Die F&E-Ausgaben des Hochschulsektors liegen, (gemessen am BIP) sind nur in zwei OECD-Ländern, in Dänemark und Schweden höher als Österreich. Gleichzeitig sind hierzulande ein Siebentel der Unternehmensausgaben für F&E staatlich finanziert. Der von der öffentlichen Hand finanzierte Anteil stieg von 2006 auf 2011[i] von 9,6% auf 13,3% deutlich an und ist doppelt so hoch wie im EU-Durchschnitt, beinahe doppelt so hoch wie der OECD-Durchschnitt und etwa drei bis fünf mal so hoch wie bei den im EU-Innovationsranking ausgewiesenen „Innovation Leaders“ Schweden (5,0%), Finnland (2,8%), Dänemark (2,8%) und Deutschland (4,3%). Der relativ hohe EU-Durchschnittswert von 6,7% ist vor allem auf die überdurchschnittlich starke öffentliche Finanzierung in den mittel- und osteuropäischen Ländern, die eher geringe F&E-Quoten aufweisen und daher entsprechenden Nachholbedarf haben, zurückzuführen. Für ein Land wie Österreich mit einer hohen F&E-Quote von rund 3 Prozent ist die überdurchschnittlich hohe öffentliche F&E-Förderung des Unternehmenssektors sehr bemerkenswert, da Länder mit ohnehin hohen F&E-Ausgaben im Allgemeinen die F&E-Aktivitäten der Unternehmen weniger stark fördern.

Staatlich finanzierte F&E-Ausgaben in % des BIP 2012

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Quelle: OECD, Main Science and Technology Indicators database

Die großzügige öffentliche F&E-Förderung des Unternehmenssektors in Österreich liegt allerdings nicht allein an der ständigen Anhebung der Forschungsprämie, welche – ohne vorhergehende Evaluierung.) – von 8% auf 10% und schließlich mit 1.1.2016 auf 12% angehoben wurde. Die Forschungsprämie beträgt derzeit 10% der förderwürdigen Aufwendungen für Forschung und experimentelle Entwicklung und steht jedem in Österreich steuerpflichtigen Unternehmen zu. Nach Begutachtung durch die Forschungsförderungsgesellschaft FFG und Anerkennung durch das Finanzamt wird die Forschungsprämie als Gutschrift auf dem Abgabenkonto verbucht. Die Forschungsprämie bietet einem Unternehmen den Vorteil, dass diese auch beim Ausweis von Verlusten gewährt wird.

Nebenbei bemerkt: Steuerfreibeträge werden beispielsweise im Unterschied zu Prämien erst gar nicht in der F&E-Statistik berücksichtigt. Selbst unter Abzug der Forschungsprämie ergibt sich für Österreich noch ein stattlicher öffentlicher Finanzierungsanteil von 6,6% (nur direkte Förderung).

Mehr als 1/3 der F&E Ausgaben sind öffentlich finanziert

Der Anteil der Finanzierung der gesamten F&E-Ausgaben Österreichs durch die öffentliche Hand liegt heute bei rund 37% und damit weit über dem Anteil der europäischen Innovationsführer (26% bis 30%). Gemäß EU-Zielvorgaben und der FTI-Strategie der Bundesregierung sollte die öffentliche Hand max. 1/3 und die Wirtschaft 2/3 bis 70% der F&E-Finanzierung übernehmen. Der Beitrag der österreichischen Wirtschaft ist allerdings krisenbedingt zurückgefallen und mit ca. 62% (davon ist ein erheblicher Anteil auslandsfinanziert) viel zu niedrig.

Der Weg in die Gruppe der Innovationsführer

Dass Österreich es bisher nicht geschafft hat, in die Gruppe der Innovationsführer aufzusteigen, liegt daher sowohl an zu geringen F&E-Aktivitäten der Wirtschaft, als auch mit großer Wahrscheinlichkeit an einem Effizienzproblem im österreichischen Innovationssystem, das es – insbesondere angesichts knapper Budgets- zu lösen gilt. Die Bemühungen zur Erhöhung der F&E-Aufwendungen der Wirtschaft dürfen sich jedenfalls nicht auf finanzielle Zuwendungen für forschende Unternehmen beschränken. Um das Ziel einer höheren Effizienz und auch Effektivität des gesamten österreichischen Innovationssystems zu erreichen, bedarf es einer entsprechenden Evaluierungskultur, Maßnahmen zum Ausbau der F&E-Infrastruktur sowie auch Maßnahmen im Bildungs-, Aus- und Weiterbildungssystem.

[i] F&E im Unternehmenssektor 2011 – Teil 2, Statistische Nachrichten, Okt. 2013