Frauenquote auf österreichisch

06. März 2015

Die öffentliche Diskussion um eine gesetzliche Frauenquote für den Aufsichtsrat dreht sich im Kreis, sie hantelt sich von einer Ausflucht zur nächsten: Fordert man eine verpflichtende Quote, heißt es, man müsse eigentlich viel früher ansetzen und Mädchen für Karrieren als Managerinnen begeistern. Und kaum wird dieses Thema angeschnitten, ist von mangelnden weiblichen Rollenvorbildern die Rede. You can’t be, what you can’t see! Also doch bei der Frauenquote beginnen, um Einkommen, Macht und Teilhabe gerecht auf die Geschlechter aufzuteilen?

In Deutschland hält man sich nicht länger mit solchen Henne-Ei-Fragen auf. Während man hierzulande nach Ausreden sucht, hat die deutsche Regierung im Dezember 2014 eine verpflichtende Geschlechterquote beschlossen: Ab 2016 sollen in den Aufsichtsräten der großen deutschen Unternehmen mindestens 30 Prozent Frauen sitzen. Dieses Gesetz wird rund 100 börsennotierte und mitbestimmungspflichtige Unternehmen betreffen. Für weitere 3.500 mittelgroße Firmen wird eine sogenannte Flexiquote eingeführt, sie müssen ab 2015 eigene, verbindliche Zielvorgaben für den Frauenanteil in Vorstand, Aufsichtsrat und den obersten zwei Management-Ebenen setzen.

Nichts als Ausreden

Und in Österreich? Hier spielt man Vogel Strauß und hofft offensichtlich immer noch, das Problem löse sich von selbst. Und das, obwohl die Zahlen seit Jahren zeigen, dass sich nicht viel tut: Der Frauenanteil in den österreichischen Geschäftsführungen hat sich seit 2006 um nur 2,2 Prozentpunkte erhöht. Nur 5,9 Prozent der Vorstands- und Geschäftsführerposten sind mit Frauen besetzt. Das zeigt der gestern veröffentlichte Frauen.Management.Report.2015 der AK Wien. In 164 der Top 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs gibt es keine einzige Frau in der Geschäftsführung. Der weibliche Anteil in den Aufsichtsräten dieser Firmen hat sich seit 2006 zwar um 8,5 Prozentpunkte auf 16,2 Prozent erhöht, aber: Wächst der Anteil in diesem Tempo weiter, braucht es aber noch knapp 30 Jahre, bis eine 40-prozentige Quote erreicht ist.

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Quelle: AK Frauen.Management.Report.2015

Es sei denn, man entscheidet sich endlich für eine gesetzliche Geschlechterquote. Es gibt in Europa zwar Ausnahmen, aber Fakt ist: Am dynamischsten wächst der Frauenanteil in der Chefetage in Ländern mit verpflichtenden Regelungen. In Island gibt es dank Quote seit 2010 um 29 Prozentpunkte mehr Frauen in den Führungsgremien, Frankreich steigerte den Frauenanteil um 20 und Italien um 19 Prozentpunkte. Und auch die Europäische Kommission hat eingesehen, dass freiwillige Selbstverpflichtungen wenig bringen und arbeitet seit 2012 – allerdings bisher mit wenig Erfolg – an der Durchsetzung einer europaweiten Quote. Ein Konsens darüber scheint bisher nicht in Sicht.

Zahnlose Maskierung

Währenddessen wird in Österreich um den heißen Brei geredet. Oder geschwiegen. Und das, obwohl die einzige Maßnahme, die hierzulande tatsächlich etwas bewirkt hat, die verpflichtende Geschlechterquote für die 55 staatsnahen Unternehmen ist: Bis 2018 wollte man 35 Prozent, im März 2015 sind bereits 37 Prozent der vom Bund entsandten AufsichtsrätInnen weiblich.  Wie wirkungslos freiwillige Maßnahmen ohne konkrete Ziel- und Zeitvorgaben sind, zeigen die Zahlen der börsennotierten Unternehmen.  Sie unterscheiden sich nicht von den übrigen Großunternehmen des Landes. Und das, obwohl sie sich zu guter Unternehmensführung gemäß Corporate Governance Kodex bekennen. Im Aktiengesetzbuch ist vorgeschrieben, dass „Aspekte der Diversität des Aufsichtsrats im Hinblick auf die Vertretung beider Geschlechter“ zu beachten sind, jedoch ohne eine konkrete Quote zu nennen.

Die freiwillige Selbstverpflichtung ist ein Widerspruch in sich. Und ohne konkrete Ziel- oder Zeitvorgaben ist sie erst recht nichts wert. Solche Maßnahmen sind reine Maskierung und sorgen nur dafür, dass die Diskussion in Österreich ins Leere läuft. Auch wenn dies ein häufiges Gegenargument ist: Niemand, der die Frauenquote fordert ist so naiv zu glauben, sie sei der Weisheit letzter Schluss. Um endlich Gleichstellung zu erreichen, braucht es natürlich Maßnahmen, die den Gender Pay Gap reduzieren. Außerdem mehr Betreuungsplätze für Kinder, das Aufbrechen überholter Männerrollenbilder sowie die Selbstverständlichkeit, dass sich Mädchen wie Buben für atypische Berufe entscheiden. Aber das alles sind keine Ausreden, die Quote weiter auf die lange Bank zu schieben.