Energieeffizienz – Ein Weg und ein Ziel

17. Oktober 2014

Ressourcen sind ein Kostenfaktor in der Produktion.  Kann die Ressourceneffizienz erhöht werden, dann ist es möglich, große Kosteneinsparungen zu erwirken bzw. die finanzielle Last, die durch Preissteigerungen entsteht, zu verkleinern. Eine sehr wichtige und teure Ressource ist Energie. Energieeffizienzsteigerungen haben sowohl auf staatlicher als auch auf industrieller Ebene zahlreiche positive Effekte. Dennoch entwickelt sich die Energieeffizienz in Österreichs Industrie nur schleppend.

Was ist Energieeffizienz?

Energieeffizienz definiert sich als das Verhältnis zwischen wirtschaftlicher Produktion und Energieeinsatz. Je geringer die eingesetzte Menge an Energie für eine Leistungserbringung ist, desto höher die Energieeffizienz.[i]Energieeffizient ist man, wenn das Verhältnis zwischen diesen beiden Größen angemessen ist und alle Steigerungspotentiale ausgenutzt wurden.

Die Energieeffizienz kann sowohl durch reine Energieeinsparungen als auch durch Substitution gesteigert werden. Wird zum Beispiel eine neue Gebäudeisolierung angebracht, so wird Energie durch Kapital substituiert und die Energieeffizienz durch den geringeren Heizbedarf gesteigert.[i]

Warum aber ist Energieeffizienz von so großer Bedeutung?

Auf industrieller Ebene kann durch Energieeffizienzsteigerungen den Erhöhungen der Energiepreise entgegengewirkt werden. Wird auf steigende Energiepreise mit erhöhter Energieeffizienz oder aber auch einer Änderung des Energiemix reagiert, so führt das dazu, dass sich die Energiekosten, die in Summe tatsächlich für das Unternehmen anfallen, weniger stark steigen als die Preise. Dass das auch in Österreichs Industrie bereits tatsächlich passiert, zeigt folgende Grafik.

Energiepreisindex und Energiestückkostenindex für Österreichs Industrie (1995=100)

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Quelle: Energieeffizienz: WIOD online, eigene Berechnung, Energiepreisindex: Zur Verfügung gestellt vom WIFO

Man sieht, dass die Energiepreise der österreichischen Industrie ungeachtet der kumulierten Inflationsrate um 83 Prozent gestiegen sind, die Energiestückkosten hingegen nur um 36 Prozent. 2009 lagen die Energiestückkosten in Österreichs Industrie durchschnittlich bei 8,21 Prozent.

Energiepreise sind nicht gleich Energiekosten

Der Anstieg der für die Unternehmen tatsächlich anfallenden Energiekosten ist also deutlich geringer als der Energiepreisanstieg.

So können Energieeffizienzsteigerungen also zu einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit führen, da diese von den Energiekosten und nicht von den Energiepreisen abhängt.

Außerdem beruhen Energieeffizienzsteigerungen vielfach auf Innovationen, welche eine zentrale Komponente der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie darstellen.
Da Energieeffizienz immer stärker gefordert und als energiepolitisches Ziel anerkannt wird, kann diese auch als Abgrenzungs- und Attraktivitätsfaktor von Unternehmen oder Industrien dienen. Sind die Energiepreise hoch, wie vielfach in Österreich beklagt, so werden Unternehmen, die nicht energieeffizient sind, nicht im Wettbewerb bestehen können.[vii] Energieeffizienz ist also innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen steigender Energiepreise ein wesentlicher Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industriebranchen. Global betrachtet führt ein reduzierter Energieeinsatz pro produziertes Gut dazu, dass die von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen pro Gut reduziert werden.

Klimawandel und Rohstoffabhängigkeit

Durch die unter anderem in der Industrieproduktion entstehenden Treibhausgase wird die Erderwärmung vom Menschen vorangetrieben. Diese führt  zu einem existenzbedrohenden Klimawandel, welcher auch wirtschaftlich enorme Kosten verursachen kann. Wird der Energieeinsatz pro produziertes Stück reduziert, so sinken auch die Treibhausgase – Folglich kann dem Klimawandel durch Energieeffizienzsteigerungen entgegengewirkt werden.

Energiebringende Rohstoffe sind erstens knapp und zweitens ungleich über den Globus verteilt. Aus diesem Grund gewinnt Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung, denn die Wohlfahrt späterer Generationen soll nicht gefährdet werden. Ein geringerer Energieeinsatz pro Gut erhöht die Nachhaltigkeit. Außerdem hilft der sparsamere Einsatz von Energie, die durch die ungleiche Verteilung der Rohstoffe bedingten internationale Abhängigkeiten zu verringern. Diese Argumente zeigen, dass steigende Energieeffizienz sowohl auf globaler, als auch auf nationaler und sektoraler Ebene von großer Bedeutung und eine immer größere werdende Notwendigkeit ist.

Eigene empirische Untersuchungen ergeben jedoch, dass sich die Energieeffizienz in Österreichs Industriebranchen in den Jahren 1995 bis 2009 nur geringfügig verbessert hat:

Energieeffizienz in Österreichs Industrie

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Energieeffizienz (EE) = Output (Mio. US$) / Energieeinsatz (TJ); Quelle: WIOD, eigene Berechnungen

Wieso hat sich die Energieffizienz nur geringfürgig verbessert?

Wie aber kann es sein, dass trotz der wissenschaftlich erwiesenen ökonomischen und ökologischen Vorteile von Energieeffizienzsteigerungen  nur zögerlich zu Fortschritten kommt?

Die individuellen Gründe mögen zahlreich sein, ein grundlegendes Problem ist, dass Investitionen in Energieeffizienz oft sehr langfristig sind. Sie sind häufig durch  hohe einmalige Kosten gekennzeichnet, welche erst später zu Kosteneinsparungen führen, die oft wegen mangelnder Information gar nicht bekannt sind.[ii] In vielen Fällen sind Nutzen und Kosten der Effizienzsteigerungen ungleich verteilt, dies hängt vorwiegend vom zeitlichen Planungshorizont ab. Durch eine kurzfristige Shareholder-Value-Orientierung bleibt der Blick auf die langfristige Optimierung verstellt. Während ein Verantwortlicher aufgrund von effizienzsteigernder Technologisierung höhere Kosten zu verbuchen hätte, würde vielleicht erst dessen Nachfolgerin davon profitieren.  Aus diesem und den bereits oben genannten Gründen werden aktuell ordnungspolitische Maßnahmen diskutiert und implementiert, welche die Energieeffizienz steigern sollen. Dies zeigt sich an den EU2020-Zielen oder dem erst kürzlich beschlossenem Energieeffizienzgesetz.

Wie kann Energieeffizienz vorangetrieben werden?

Grundsätzlich gibt es neben EU-Richtlinien und nationalen Gesetzen auch einige andere Kanäle, um von staatlicher Seite auf Energieeffizienz Einfluss zu nehmen:

Um den oben erwähnten Informationsmängeln entgegen zu wirken, kann genauer über die Vorteile oder das Ausmaß von Energieeffizienz informiert werden. Ein Beispiel dafür ist Produktauszeichnung (Labelling). Ein anderes wirksames Instrument sind Produkt- oder Produktionsstandards.

Weiters kann Energieeffizienz auch durch finanzielle Instrumente gefördert werden:
Es können energieeffiziente Produktionsmethoden oder Produkte subventioniert werden oder, umgekehrt, Energieeinsatz bepreist werden. Beispiele hierfür sind Steuern auf Energieeinsatz oder Emissionsausstoß.
Werden die Energiepreise erhöht, so ist der daraus resultierende Mengeneffekt von der Reaktion der EnergieverbraucherInnen abhängig. So können Steigerungen der Energiepreise zu Einsparungen des Energieeinsatzes oder Substitution der Energie führen. Außerdem kann eine Änderung des eingesetzten Energiemix bewirkt werden.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (2014) weist darauf hin, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Energieeffizienz und Energiepreisen zu geben scheint, da die Energieintensität in Ländern mit höheren Energiepreisen geringer ist und umgekehrt. Und auch für Österreich lässt sich ein positiver Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Energiepreisen und Energieeffizienz empirisch zeigen[iii].

Energiepreisindex und Energieeffizienz in Österreichs Industrie

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Quelle: Energieeffizienz: WIOD, eigene Berechnung, Energiepreisindex: zur Verfügung gestellt vom WIFO

Obige Grafik zeigt sowohl die Entwicklung des Energiepreisindex (EPI) als auch jene der Energieeffizienz (EE) in Österreichs Industrie. Die linke vertikale Achse so wie die rote Linie beschreiben die Entwicklung des Energiepreisindexes. Die rechte vertikale Achse und die dazugehörige blaue Linie bilden den Verlauf der Energieeffizienz ab.
Es fällt auf, dass die beiden Linien beinahe parallel verlaufen, es zeigen sich gemeinsame Hochs und Tiefs. Diese Abbildung lässt einen positiven Zusammenhang zwischen Energiepreisen und Energieeffizienz vermuten, welcher sich auch statistisch nachweisen lässt.[iii]

Schlussfolgerungen

Die Förderung und das Vorantreiben der Energieeffizienz ist  ein Weg, um durch ordnungspolitische Eingriffe außenpolitische Abhängigkeiten zu reduzieren, sowie die Versorgungssicherheit und die Nachhaltigkeit zu erhöhen.

Steigende Energieeffizienz ist ein wichtiges Ziel für die Industrie: Sie senkt die Kosten, fördert die Attraktivität des Wirtschaftsraums durch Innovationen und ein positives Image und erhöht somit die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Betriebe.

Den oft entstehenden Kosten bei Energieeffizienzsteigerungsmaßnahmen stehen sowohl auf nationaler, sektoraler sowie individueller Ebene zahlreiche finanzielle sowie gesellschaftliche Vorteile gegenüber, die in höchstem Maße gefördert werden sollten.

Dieser Text erschien auch in wirtschaftspolitik-standpunkte 4/2014“.

[i] Vgl. Pehnt, M. (2010): „Energieeffizienz“

[ii] Vgl. Gillingham K., Newell R., Palmer K. (2009): „Energy Efficiency Economics and Policy“, S.3

[iii] Huber, Nina (2014): „Entwicklung und Zusammenhang von Energiepreisen und Energieeffizienz in der österreichischen Industrie“ Masterarbeit, WU Wien