Arbeitslosigkeit und offene Stellen beim AMS – Ein paar Fakten zur Besetzung und Verfügbarkeit von offenen Stellen

29. August 2016

Im Zuge der immer wieder aufflackernden Diskussion bezüglich Zumutbarkeitsregeln für die Annahme einer Beschäftigung bei Arbeitslosigkeit, ist es von erheblicher Bedeutung, wie schnell von Unternehmen ausgeschriebene Stellen besetzt werden. Vom Vorstand des AMS gab es Anfang August zu diesem Thema eine kurze Stellungnahme, welche die rasche Besetzung der offenen Stellen bestätigt. Grund genug sich die Arbeitsmarktsituation in Österreich aus diesem Blickwinkel näher anzuschauen.

Über 420.000 offene Stellen wurden dem AMS im Jahr 2015 gemeldet

Zunächst einmal muss unterschieden werden, ob offene Stellen von Unternehmen lediglich beim Arbeitsmarktservice gemeldet werden, oder ob auch andere Informationskanäle zur Stellenausschreibung genutzt werden. Laut Offene-Stellen-Erhebung der Statistik Austria waren im Jahr 2015 durchschnittlich 66.600 offene Stellen verfügbar. Beim Arbeitsmarktservice lag der Durchschnittsbestand bei 29.251 (sofort verfügbarer) Stellen. In Summe wurden im gesamten Jahr 2015 420.451 Stellen von Unternehmen dem AMS gemeldet. Regional gesehen waren knapp 82.000 zusätzliche offene Stellen in Wien zu finden, dicht gefolgt von Oberösterreich (75.745), Niederösterreich (60.772) und der Steiermark (59.308). Die wenigsten offenen Stellen beim AMS wurden in Vorarlberg (22.310) und Burgenland (9.243) gemeldet.

Fast jede 4. ausgeschriebene Stelle betrifft den Bereich Arbeitskräfteüberlassung

Von diesen 420.451 waren ca. 295.000 auf Vollzeitbasis, 86.000 auf Teilzeitbasis ausgeschrieben. In fast 39.000 Stellenausschreibungen war beides möglich, Voll- und Teilzeit. Nach Branchen betrachtet wurden mehr als 30 % aller Stellen vom Bereich „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ ausgeschrieben (insgesamt 127.000), welche hauptsächlich aus dem Bereich der Arbeitskräfteüberlasser (insgesamt 101.000) kamen. Doch schon mit respektablen Abstand spielen bei den offenen Stellen Beherbergung und Gastronomie (77.000 Stellenausschreibungen) sowie der Handel (62.000) eine erhebliche Rolle. Der Anteil an ausgeschriebenen Teilzeitstellen war im Handel mit 39 %, neben den Gesundheitsberufen (47 %), relativ hoch. Der niedrigste Teilzeitstellenanteil wurde im Bau mit 5 % registriert.

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Nach Berufen waren vor allem Gastronomie-, Verkaufs-, Büro- und Technische Fachkräfte sehr gefragt. Alleine bei Hotel- und Gastronomieberufen (inkl. Küchenhilfen und Köche) wurden mehr als 81.000 Stellen zur Ausschreibung beim AMS angemeldet, wobei knapp 14.000 Stellen in anderen Branchen als Beherbergung und Gastronomie angeboten wurden.

85 % aller eingegangenen Stellen hatten als Voraussetzung maximal einen Lehrabschluss (37,5 % max. Pflichtschulabschluss, 47,5 % einen Lehrabschluss), eine akademische Ausbildung wird in lediglich 4,3 % aller Stellen verlangt. Jobs mit höheren Bildungsabschlüssen werden auch tendenziell nicht über das Arbeitsmarktservice ausgeschrieben (laut Statistik Austria wird bei 9 % aller Stellenausschreibungen eine akademische Ausbildung verlangt).

Drei Viertel aller Stellenbesetzungen finden innerhalb eines Monats statt

Insgesamt wurden im Jahr 2015 beim AMS 416.070 Abgänge von offenen Stellen registriert. Diese setzen sich einerseits aus Stellenbesetzungen übers AMS selbst zusammen (345.710) oder die offenen Stellen wurden ruhend gestellt bzw. sind weggefallen (insgesamt 70.360 Stellenausschreibungen). Von diesen 345.710 wurden fast 3/4 innerhalb eines Monats besetzt (d.h. von Bekanntgabe bis Stellenbesetzung), bei 22,4 % dauerte es ein bis drei Monate, bei 3,1 % zwischen 3 und 6 Monate und bei nur 0,6 % dauerte es länger als ein halbes Jahr.

Dekoratives Bild © A&W Blog
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Die durchschnittliche Laufzeit einer offenen Stelle bis zur Besetzung waren lediglich 23 Tage, wobei bei Vollzeitstellen aufgrund nachvollziehbarer Gründe die Besetzung ein bißchen länger dauerte (24 Tage) als bei Teilzeitstellen (21 Tage). Bei offenen Stellen mit max. Pflichtschulabschluss dauerte die Stellenbesetzung im Schnitt 19 Tage, bei Lehrabschluss 26 Tage.

Welche Schlussfolgerungen können nun daraus gezogen werden?

Bis auf wenige Ausnahmen werden Stellenausschreibungen, welche beim AMS gemeldet werden, relativ schnell besetzt. Dies deutet auch auf einen starken Wettbewerb von Jobsuchern für einzelne Stellenangebote hin, vor allem im niedrig qualifizierten Bereich, wo die Stellenbesetzungsdauer signifikant niedriger ist als im höher qualifizierten Bereich (auch ersichtlich durch höhere Stellenandrangziffern für die Gruppe der Arbeitslosen mit maximal Pflichtschulabschluss). Studien zeigen weiters, dass Unternehmen bei Stellenbesetzungen speziell Langzeitarbeitslose schon bei der Vorausscheidung für ein Bewerbungsgespräch tendenziell stärker aussortieren als andere Bewerber. Deshalb ist es wichtig und notwendig einen differenzierten Blick speziell über Jobchancen von Langzeitarbeitslosen zu nehmen, um auch in der öffentlichen Debatte, z.B. bei Zumutbarkeitsregeln für Arbeitslose, differenziertere Schlussfolgerungen für Politikmaßnahmen zu diskutieren.